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Denkmal für die Opfer des Nationalsozialismus

Standort: Rathaus-Vorplatz, Berliner Platz | Standort in der Karte
Stadtteil/Bezirk: Innenstadt, Ostanlage stadtauswärts
Künstler: Kurt Preuss (1925-2005), Gangelt-Stahe bei Aachen
Material: Sandstein-Relief an Betonstele
Entstehung: Initiative seit 1983
Aufstellung: 1987, 14. Mai
Eigentümer: Stadt Gießen

Beschreibung: Das Mahnmal wurde im Mai 1987 enthüllt, es war das zweite, das Kurt Preuß für Gießen schuf. Das Mahnmal besteht aus einem gelbgrauem Sandsteinblock, der an einer hoch aufragenden hellgrauen Betonstele angebracht ist. Das Relief auf dem Sandstein läuft über drei Seiten, es besteht aus einer künstlerisch gestalteten Inschrift mit figurativ-symbolischer Darstellung:
- Seitenfläche links: ‚Der aus Überzeugung oder um des Glaubens oder des Gewissens willen gegen die menschenverachtende Gewaltherrschaft geleistet Widerstand war ein Verdienst um das deutsche Volk und seinen Staat.‘ Dargestellt ist eine Figur mit einem leblosen Körper im Arm, formal an christliche Pietà-Darstellungen erinnernd. Im Bildhintergrund ist eine Menschenmasse zu erkennen, was für Deportation und Vertreibung steht.
- Schmalseite: ‚1933-1945‘, darunter eine Gestalt die die offenen Hände zur Abwehr ausstreckt und darunter ein herabsinkender menschlicher Körper.
- Seitenfläche rechts: ‚Die Bürger der Stadt gedenken der Menschen, die unter dem Naziregime in Gießen verfolgt, gefoltert, ermordet oder aus der Stadt deportiert wurden. Die Opfer mahnen an: Wehret den Anfängen.‘ Unten ist eine große geballte Faust zu sehen, darüber Menschen, die sich die Hände reichen, hoffnungsvoll nach oben blicken. Eine Hand hält eine Blume, was den Widerstand der Gruppe „Weiße Rose“ symbolisieren soll, so der Künstler.

Zum Standortwechsel:
Der ursprüngliche Aufstellungsort des Mahnmals war auf der Wiese zur Bushaltestelle am Berliner Platz. Bei der Einweihungsfeier anwesend war Abraham Bar Menachem, gebürtiger Wiesecker, der nach Palästina emigrierte und Bürgermeister von Netanya wurde, was zu der frühen Städtepartnerschaft mit Gießen führte. Für ihn gibt es einen Gedenkkopf im Alten Schloss, am Eingang zum Netanya-Saal. Während des Rathausneubaus wurde das Mahnmal 2006 an den Stadtkirchenturm versetzt, nach Fertigstellung von Kino und Rathaus-Vorplatz 2014 zurück ans Rathaus geholt.

Künstler-Vita:
Kurt Preuß (1925-2005) stammte aus Saalfeld/Ostpreußen. Er kam 1947 mit einem Flüchtlingstransport in die Bundesrepublik. 1969 zog er mit seiner Frau nach Gangelt-Stahe bei Aachen, wo er bis zu seinem Tod lebte und arbeitete. Durch seine Kriegsbeschädigung konnte er nicht im alten Beruf arbeiten, wählte das Kunststudium an der Akademie Maastricht/ Niederlande. Seine ausdrucksstarken Werke sind von Kriegserfahrungen geprägt. Er arbeitete in Holz und in Stein, schuf Reliefs und Skulpturen für Kirchen, fertigte Grabsteine und Mahnmale. Die Menschen seiner neuen Heimat schätzen ihn bis heute: dort ist eine Straße nach ihm benannt, es gibt eine Radtour auf den Spuren seiner Werke, 2019 wurde ihm eine Gedächtnisausstellung gewidmet.

Weitere Werke in Gießen: Denkmal für die Kreisgemeinschaft Mohrungen im Stadtpark

Literaturhinweise:
Zum Kunstwerk: Gießener Allgemeine Ztg. 15.5.1987; Flyer Radtour auf seinen Spuren: www.derselfkant.de

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